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Chaos am Löffelberg

Nachbericht Siegener Zeitung von Werner Leemreize

Chaos am Löffelberg

Frust und Wut bei Spielern und Zuschauern / Schiedsrichter suchten das Weite

„So etwas nimmt mir die Freude an dem, was ich tue und macht mich sehr nachdenklich.“

Am Ende einer ereignisreichen sportlichen Auseinandersetzung ging es turbulent zu. Während Schiedsrichter Alessio Murrone aus Lüdenscheid und seine beiden Assistenten schnell das Weite suchten und in Windeseile in der schützenden Kabine verschwanden, machten die Attendorner draußen vor der Tür ihrem Ärger Luft. Lautstark und teils mit rotem Kopf protestierten die ganz in Schwarz gekleideten Fußballer vor dem Klubhaus der Weber-Haus-Arena gegen eine Rote Karte, gegen eine Gelb-Rote, gegen vermeintliche Fehlentscheidungen sowie gegen Gott und die Welt. Potenzierter Frust! Geballte Wut! Und ganz nebenbei wurden die Gastgeber mit Worten beschimpft, die an dieser Stelle verschwiegen werden.

Der Löffelberg erlebte jedenfalls Szenen, die kein Ball-Freund braucht. Das Olper Kreisduell zwischen RW Hünsborn und SV 04 Attendorn (3:2) fand einen traurigen Abschluss. „So etwas nimmt mir die Freude an dem, was ich tue und macht mich sehr nachdenklich. Uns allen sollte bewusst sein, dass wir unserem Hobby nachgehen“, sagte der Hünsborner Trainer Andreas Waffenschmidt am Tag danach. Ähnlich reagierte Marius Schneider, der Sportliche Leiter. Er stellte fest: „So etwas habe ich am Löffelberg noch nicht erlebt.“

Natürlich saß die Enttäuschung bei den Attendorner Akteuren, die 2:0 führten und schließlich 2:3 verloren, tief. Die Niederlage jedoch haben sie sich selbst durch undiszipliniertes Auftreten zuzuschreiben. So erwies sich die Rote Karte für Auswechselspieler Milos Mitrovic (66.) ebenso als richtige Entscheidung wie die Gelb-Rote für Martin Mucha, der, bereits verwarnt, den Ball gegen die Bande knallte (86.). Bleibt die Frage: Was wäre geschehen, wenn dem sicher leitenden Schiedsrichter Alessio Murrone einige Fehler unterlaufen wären? Der Konjunktiv lässt alle Antworten zu, doch für Waffenschmidt steht fest: „Mit Eugen Litter und Hasan Dogrusöz wäre das nicht passiert.“ Hintergrund: Litter und Dogrusöz sind die Spielertrainer des SV 04 und weilten am Wochenende aus beruflichen oder privaten Gründen in Aserbaidschan und Kasachstan. Sie müssen in naher Zukunft improvisieren, denn Mucha wird am Sonntag im Heimspiel gegen den FSV Werdohl fehlen, Mitrovic vermutlich die nächsten vier Wochen. Kleiner Lichtblick: Mitrovic, der den Hünsborner Marius Uebach bespucken wollte, aber das Ziel verfehlte, entschuldigte sich am Tag danach telefonisch bei dem Stürmer, so dass die Angelegenheit zwischen den beiden Kickern erledigt ist.

Freuen durften sich an diesem für Attendorn tristen Tag nur die Hünsborner, die mit dem ersten Kreisduell-Sieg in der aktuellen Saison den achten Tabellenplatz festigten. Nach genau einem Drittel der Meisterschaft verbuchen die Rot-Weißen 16 Punkte. „Die Bilanz ist Ordnung. Wir stehen dort, wo wir hingehören“, erklärt der Coach. Positiv erscheint der Umstand, dass die Elf in jedem Heimspiel nach der Pause die Leistung steigern und dann siegen kann.

Wie gegen den SV 04 Attendorn. „Wir haben die Power für 90 Minuten. Leider rufen wir sie nicht in jedem Spiel ab“, beleuchtet Waffenschmidt gleichzeitig den negativen Aspekt. Klar ist aber auch, dass sich die Mannschaft im Vergleich von vor zwei Jahren weiterentwickelt hat und nicht mehr um jeden Punkt zittern muss.

Ganz nach oben blickt Rot-Weiß Hünsborn ohnehin nicht. Die ersten vier Plätze sind, so glaubt Waffenschmidt, an SV Hohenlimburg, SC Neheim, Borussia Dröschede und SSV Meschede vergeben. Doch Rang acht muss nicht das Ende aller Anstrengungen sein. Waffenschmidt: „Ich hätte nichts dagegen, wenn es noch drei Plätze nach oben gehen würde.“ Und ein weiteres kleines Ziel schiebt Marius Schneider nach: „Es wäre schön, wenn wir die beste OE-Mannschaft in der Landesliga werden würden.“